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„Fußball ist ein Gipfel der Emotionen“

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    Redaktion
  • vor 3 Tagen
  • 3 Min. Lesezeit

Bis zum 27. Juli findet in der Schweiz die Fußball-Europameisterschaft der Frauen statt. Christina Graf ist als Kommentatorin für die ARD dabei und spricht vorab über emotionale Momente, den Status Quo im Frauenfußball und dessen besondere Atmosphäre.


Christina, die Fußball-EM der Frauen läuft dieses Mal unter dem Motto „Summit of Emotions“. Warum ist Fußball ein Gipfel der Emotionen?

Christina Graf: Fußball macht etwas ganz Besonderes mit einem. Da prallen so viele Gefühle aufeinander. Ich war kürzlich bei dem Zweitligaaufstieg von Dynamo Dresden dabei und hatte Gänsehaut, als ich sah, wie die Menschen um mich herum sich umarmten, freuten, jubelten und feierten. Bei Niederlagen fließen natürlich auch Tränen. Diese Gemeinsamkeit, die Fußball auslösen kann, ist ein absoluter Gipfel der Emotionen.


Was war für dich persönlich der bisher emotionalste Fußball-Moment deines Lebens?

Sehr emotional war für mich, als ich in Katar mein erstes Spiel bei einer Männerweltmeisterschaft kommentiert habe. Bevor es losging, musste ich an meinen Opa denken, der leider schon länger nicht mehr lebt. Er hat immer gesagt „mach was anderes, nicht Journalismus“, aber wenn das miterlebt hätte, wäre er stolz gewesen und hätte bestimmt seinen Frieden damit geschlossen.


Wie bist du zum Fußball gekommen?

Durch meinen Vater, der total fußballbegeistert ist und mich immer auf den Bolzplatz mitgenommen hat. Als ich fünf war, habe ich angefangen, mich aber mit 23 leider so verletzt, dass ich aufhören musste. Ich war damals gerade in die Nähe eines Erstligisten gezogen. Für mich brach die Welt zusammen und ich musste mich erstmal sortieren. Als ich dann entschied, meine Leidenschaft für Fußball mit in den Journalismus zu nehmen, ging es mir wesentlich besser.


2013 hast du als erste Frau ein Spiel der 2. Bundesliga kommentiert und damit TV-Geschichte geschrieben. Wie fühlte sich das an?

Mir war das Ausmaß damals gar nicht bewusst. Meine größte Sorge war, dass ich einen guten Job machen wollte. Erst als das Presseteam von Sky meinte, dass sie noch nie im Leben so viel zu tun hatten wie mit mir, wurde mir klar, dass das etwas Besonderes ist. Wenn man überlegt, dass das nur 12 Jahre her ist… traurig eigentlich.


Bis in die Siebziger war es Frauen vom DFB offiziell sogar verboten, Fußball zu spielen. Wo stehen wir heute? Und was wünscht du dir für den Frauenfußball?

Es geht zwar nur langsam voran, aber ich glaube wir sind auf dem richtigen Weg. Das wichtigste ist, dass Frauen im Fußball normal sind. Dass man nicht mehr aufschreckt und sagt „oh da kommentiert ja eine Frau“. Für die Zukunft wünsche ich mir, dass der Frauenfußball kontinuierlich, aber mit Weitsicht wächst. In einer Geschwindigkeit, die nicht alles über Bord wirft, was ihn ausmacht. Dass nicht nur an Erfolg und den schnellen Kommerz gedacht wird, und die Stadien nicht nur bei großen Turnieren voll sind.


Für alle, die noch nie bei einem Frauenfußballspiel waren: Warum lohnt es sich, das diesen Sommer zu ändern?

Beim Frauenfußball herrscht irgendwie eine besondere, unglaublich positive Atmosphäre. Bei den Männern fehlt das oft, da ist einer gegen den anderen. Im Frauenfußball ist zwar auch jeder für sein Team, aber nicht gegen das andere. Es ist nicht so aggressiv, sondern eine friedliche Atmosphäre, wo jeder jedem mehr gönnt.


Welche Träume hast du persönlich noch?

Ich würde gerne mal ein Skirennen kommentieren, weil ich total Ski-begeistert bin. Aber ansonsten… Ich habe ja tatsächlich schon vieles machen dürfen und solche Gedanken kommen mir irgendwie nie. Das wäre vielleicht auch nicht der richtige Ansatz. Ich bin eher dankbar dafür, was ich schon alles erleben und machen durfte, wo ich überall dabei sein durfte. Klar könnte ich jetzt sagen ich will gerne mal ein Finale kommentieren. Aber ich nehme das, was kommt, und bin dankbar dafür.




Christina Graf, geboren 1985 in Lennestadt im Sauerland, begann mit fünf Jahren Fußball zu spielen. Aufgrund einer Verletzung musste sie ihre Fußballkarriere im Alter von 23 beenden. Seitdem ist sie als Sportreporterin und Moderatorin tätig und kommentierte nicht nur zahlreiche Fußball-Bundesligaspiele der Männer und Frauen, sondern auch Begegnungen bei Europa- und Weltmeisterschaften.


Bilder: NDR/Lina Klünker

Interview: Nadine Wenzlick

 
 
 

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