Neu im Kino: Wunderschöner
- Redaktion
- 13. Feb.
- 2 Min. Lesezeit

Nadine (Anneke Kim Sarnau) tut wirklich alles dafür, auch mit 50 noch jung, straff und sexy zu sein. Trotzdem landet ihr Mann Philipp (Godehard Giese) bei einer Prostituierten und lässt Nadine in eine schwere Lebenskrise stürzen. Was hat die, was sie nicht (mehr) hat? Ihre gemeinsame Tochter Lilly (Emilia Packard) muss sich derweil von Lehrerin Vicky (Nora Tschirner) langweilige Vorträge über die Unsichtbarkeit von Frauen in der Historie anhören und sich der Frage stellen, ob sie sagen kann, was sie nicht will. Zum Beispiel ihren Freund Enno (Levy Rico Arcos), der während der Projekttage mit seinen Jungs im Kurs über „toxische Männlichkeit“ festsitzt. Dieser wird vom neuen Kollegen Trevor (Malick Bauer) geleitet, zu dem sich Vicky schnell hingezogen fühlt, obwohl sie Franz liebt und auch vermisst. Er befindet sich momentan auf unbestimmte Auszeit in den Bergen, weil Vicky nicht sicher ist, ob isolierte Zweisamkeit für sie noch das richtige Lebensmodell ist.
Überraschend isoliert fühlt sich auch Julie (Emilia Schüle) an ihrem neuen Arbeitsplatz als Aufnahmeleiterin einer TV-Show. Konfrontiert mit einem übergriffigen Arbeitskollegen nehmen ihre Selbstzweifel schnell überhand – ist sie vielleicht tatsächlich zu schwierig, zickig und empfindlich? Denn selbst als Julie laut wird, möchte irgendwie niemand etwas hören. Einander zuhören fällt mittlerweile auch Sonja (Karoline Herfurth) und Milan (Friedrich Mücke) schwer, die inzwischen getrennt leben. Das Scheitern ihrer Beziehung und die Suche nach einer gemeinsamen Sprache versuchen sie in der Familientherapie zu managen – doch als Sonja herausfindet, dass Milan eine andere Frau datet, trifft sie das hart. Aus Angst davor, als oller Rest übrig zu bleiben, probiert sie sich ebenfalls im Dating und merkt dabei schnell, dass sie etwas ganz anderes braucht.
Karoline Herfurth (»Fack ju Göhte«, »SMS für dich«) beschäftigt sich in ihrer dritten Regiearbeit, die die Fortsetzung ihres Erfolgs »Wunderschön« (2022) darstellt, wieder mit der Selbstermächtigung von Frauen, die sich in einem immerwährenden Beziehungsstatus "Es ist kompliziert" wiederfinden und dabei mit innerer wie äußerer Erwartungshaltung umgehen müssen. Hinzu kommen Sichtweisen, die nicht erst durch eine Schablone der patriarchalen Gesellschaft eine Form der Berechtigung für die Protagonistinnen erfahren.
Tolle Schauspieler:innen (Anneke Kim Sarnau, Emilia Schüle, Friedrich Mücke und Dilara Aylin Ziem) beleben einen wichtigen und sehr unterhaltsamen deutschen Film.
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