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Geld, Freiheit und Macht. Finanzielle Unabhängigkeit bedeutet Selbstbestimmung – Madame Moneypenny im Interview über Geld und Verantwortung.

  • Autorenbild: Redaktion
    Redaktion
  • 7. Okt.
  • 5 Min. Lesezeit
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Geld bestimmt unser Leben – und doch kümmern sich viele Frauen viel zu spät um ihre Finanzen.

Natascha Wegelin, Gründerin von Madame Moneypenny, hat nach einem persönlichen Tiefpunkt gelernt, Verantwortung zu übernehmen.

Im Glow-Interview spricht sie über Rentenlücken, kluge Strategien und verrät, warum finanzielle Unabhängigkeit der Schlüssel zu echter Freiheit ist.


Natascha, was war für dich persönlich der Auslöser, dich intensiv mit dem Thema Finanzen zu beschäftigen? Und warum war es dir so wichtig, finanziell unabhängig und erfolgreich zu werden?

Der Auslöser war ein persönlicher Tiefpunkt, der gleichzeitig ein absoluter Wendepunkt war: Ich habe durch Unwissenheit und Naivität bei einer scheinbar unabhängigen und kostenlosen Finanzberatung fast 18.000 Euro verloren. In diesem Moment wurde mir klar: Ich muss die radikale Eigenverantwortung für meine Finanzen übernehmen.

Dieses Erlebnis hat mir vor Augen geführt, wie viele Frauen sich gar nicht selbst um ihre Finanzen kümmern und wie tief finanzielle Glaubenssätze verwurzelt sind. Wenn Frauen aber anfangen, sich mit ihren eigenen Finanzen auseinanderzusetzen, sorgen sie dafür, in jeder Lebensphase auf das eigene Wissen und die finanzielle Selbstbestimmtheit vertrauen zu können.

„Frauen verdienen im Schnitt 18 Prozent weniger als Männer, arbeiten häufiger in Teilzeit und erhalten im Alter rund 30 Prozent weniger Rente. Dadurch sind heute 21 Prozent mehr Frauen über 65 Jahren armutsgefährdet."

Worauf sollten Frauen deiner Meinung nach besonders achten, wenn es um die Altersvorsorge geht und ab wann sollte man sich aktiv darum kümmern?

Besonders wichtig ist es, die eigene Rentenlücke zu kennen und zu quantifizieren. Frauen verdienen im Schnitt 18 Prozent weniger als Männer, arbeiten häufiger in Teilzeit und erhalten im Alter rund 30 Prozent weniger Rente. Dadurch sind heute 21 Prozent der Frauen über 65 Jahren armutsgefährdet.

Diese Unterschiede entstehen nicht von heute auf morgen und genau deshalb ist Zeit der wichtigste Faktor beim Vermögensaufbau. Je früher wir anfangen, desto mehr kann der Zinseszinseffekt für uns arbeiten. In erster Linie sollten Frauen also darauf achten, dass sie ihre Rentenlücke kennen. Denn: Wissen ist Macht, gerade wenn es darum geht, die eigenen Rentenlücken zu verstehen und zu schließen. Die gute Nachricht ist: Frauen können etwas dagegen tun, indem sie anfangen, sich um ihre Altersvorsorge zu kümmern. Der richtige Moment ist am besten jetzt, denn je älter wir werden, desto schwieriger wird es, genug Vermögen aufzubauen, um den Lebensstandard im Alter zu halten.

Wie groß dieser Unterschied sein kann, zeigt eine Teilnehmerin aus unserem Mentoring sehr eindrücklich: Sie dachte lange, es würde reichen, 150 Euro monatlich in ihren ETF-Sparplan zu stecken. Erst als sie ihre Rentenlücke korrekt bei uns im Mentoring berechnet hat, kam heraus, dass sie ihre Sparrate auf 630 Euro monatlich anpassen muss, wenn sie ihre Rentenlücke schließen will. Genau deshalb lohnt es sich, die eigene Situation gründlich zu analysieren und nicht einfach anzunehmen, „da geht eh nicht viel“.


Welche Fehler sind dir zuletzt am häufigsten begegnet, wenn Frauen über Geldanlage oder Vermögensaufbau sprechen?

Ich nehme aktuell eine große Unsicherheit bei Frauen wahr. Das liegt unter anderem an gesellschaftlichen Problemen, wie antifeministischen Strömungen, aber auch an wirtschaftlichen Problemen – wie einer stagnierenden Konjunktur. Solche Phasen verstärken Ängste und führen dazu, dass viele Frauen eher einen Bogen um die Börse machen oder, wenn sie bereits investiert sind, vorschnell handeln. Wenn Märkte schwanken, zeigt sich, wer eine tragfähige Strategie hat und wer nicht. Viele verkaufen dann aus Panik oder warten darauf, dass die Kurse irgendwann wieder „sicher“ wirken. Doch genau das ist das Problem: Wer in der Krise verkauft, hatte meist nie eine echte Strategie. Anhand des Corona-Crashs lässt sich beispielsweise sehr gut erkennen, wie entscheidend es ist, die Mechanismen der Märkte zu verstehen. Denn wer weiß, wie Börsen funktionieren, erkennt: Ein Crash ist kein Weltuntergang, sondern eine Chance. Wer beispielsweise während des Corona-Crashs im März 2020 mutig war und etwa 100.000 Euro investierte, hatte im Februar 2025 rund 230.000 Euro. Das entspricht einer Rendite von 130 Prozent in fünf Jahren. Eine solche spektakuläre Rendite gibt es normalerweise nie, außer in Krisen. Hier kommt der sogenannte Crash-Booster-Effekt ins Spiel: Wer Krisen nutzt, kann Jahre im Vermögensaufbau sparen. Voraussetzung dafür ist aber, dass die Frauen die Spielregeln der Börse kennen.


„Wichtig ist: Es muss einen Ausgleich geben. Nur so bleibt die finanzielle Unabhängigkeit auch in Beziehungen erhalten."

Es wird viel über „Vorsorge“ gesprochen – aber wie soll das gehen, wenn ich als Mutter in Teilzeit arbeite und finanziell gerade so über die Runden komme?

Genau hier kommt das Konzept der Ausgleichszahlung ins Spiel. Wenn eine Person in einer Partnerschaft weniger arbeitet – das ist meistens die Frau – verzichtet sie auf Karrieremöglichkeiten, Geld und Rentenpunkte. Das muss quantifiziert und ausgeglichen werden. Dabei gibt es verschiedene Modelle: Das Familieneinkommen wird als gemeinsames Einkommen betrachtet und das verbleibende Geld nach Abzug aller Ausgaben aufgeteilt. Oder die Person mit höherem Einkommen zahlt regelmäßig in einem ETF-Sparplan für die andere Person ein. Wichtig ist: Es muss einen Ausgleich geben. Obwohl wir das System und seine strukturellen Probleme nicht von heute auf morgen ändern können, können wir uns selbst verändern. Darüber, wie Frauen auch in wirtschaftlich und unsicheren Zeiten finanziell handlungsfähig bleiben, schreibe ich übrigens auch in meinem neuen Buch Die Krise liebt Frauen wie dich, das Mitte November erscheint.


Im Alltag ist alles gleichzeitig wichtig: Miete, Kinder, Job, Zeit für mich selbst. Wie kann ich lernen, die richtigen finanziellen Prioritäten zu setzen? Und worauf sollte ich bewusst verzichten, um langfristig weiterzukommen?

Mit den vielen Aufgaben in unserem Alltag kann es leicht passieren, dass die eigenen Finanzen hinten anstehen. Mein Rat: Finanzen müssen bewusst zur Priorität gemacht werden. Wer dauerhaft Vermögen aufbauen möchte, muss das Thema aktiv in den Alltag integrieren, auch wenn es zunächst nur kleine Schritte sind. Wichtig ist, sich ein unterstützendes Umfeld zu suchen. Viele Frauen glauben, sie müssten alles allein schaffen, weil sie keine Zeit haben – beispielsweise für ein Mentoring. Das ist ein Trugschluss, denn mit Unterstützung kommt man nicht nur schneller ans Ziel, sondern trifft auch bessere Entscheidungen. Die Teilnehmerinnen unserer Mentorings eignen sich Wissen und ein Money Mindset an, das ihnen niemand mehr nehmen kann. Sie sparen nicht nur langfristig Geld, sondern lernen auch, bessere Finanzentscheidungen für sich selbst zu treffen. Finanzielle Prioritäten zu setzen heißt also: dranbleiben, Verantwortung übernehmen und sich gezielt Unterstützung holen – das alles zahlt sich aus.

Bewusst verzichten sollten Frauen auf provisionsbasierte Altersvorsorgeprodukte, von denen vor allem die Berater:innen profitieren, den Frauen selbst jedoch langfristig oft wenig Mehrwert bieten.


„Zeit, Disziplin und eine klare Strategie sind die wichtigsten Hebel beim Vermögensaufbau."

Wenn du einer jungen Frau nur einen einzigen Satz über den Umgang mit Geld mitgeben dürftest – welcher wäre das?

Fang so früh wie möglich an, regelmäßig etwas zur Seite zu legen. Ein Alltagsbeispiel, um diesen Rat zu verdeutlichen: Wenn das monatliche Kindergeld von 255 Euro in ein weltweit gestreutes, passives ETF-Depot mit 7 % Rendite pro Jahr gespart wird, erhält man zum 18. Lebensjahr ca. 108.000 Euro. Wächst dieses Geld bis zum 65. Lebensjahr unberührt weiter, würden daraus mehr als 2,5 Millionen Euro vor Steuern werden – ohne einen Cent zusätzlich einzuzahlen. Natürlich kann nicht jede Familie diesen Betrag pro Monat zurücklegen. Aber dieses Beispiel zeigt eindrücklich: Zeit, Disziplin und eine klare Strategie sind die wichtigsten Hebel beim Vermögensaufbau.




Zur Person

Natascha Wegelin, geboren 1985 in Bielefeld, ist Unternehmerin, Podcasterin und Bestsellerautorin.

Mit ihrer Plattform Madame Moneypenny unterstützt sie Frauen dabei, finanzielle Unabhängigkeit aufzubauen.

Ihr neues Buch „Die Krise liebt Frauen wie dich“ erscheint Mitte November.


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Fotos: Mirjam-Hagen

Interview: Eva-Maria Rueter

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