„Wir denken nicht in Generationen – wir gestalten sie“

Ein Besuch: Isabelle Kimmerlé, Country Manager Deutschland und Österreich bei Neuhaus, spricht über Female Leadership und warum echte Markenführung immer generationsübergreifend denkt.

Isabelle Kimmerlé verantwortet als Country Managerin Deutschland und Österreich die Zukunft von Neuhaus – und zeigt, wie Heritage und Innovation zusammen gedacht werden.

Die Geschichte von Neuhaus beginnt vor über 160 Jahren – und heute gehört das Traditionshaus zu den bekanntesten Pralinen-Manufakturen der Welt. Doch wer bringt diese Heritage in die Zukunft? Eine Frau: Isabelle Kimmerlé, Country Managerin für Deutschland und Österreich. Seit mehr als sieben Jahren verantwortet sie die gesamte Markenpräsenz in beiden Märkten: von Vertrieb über Kommunikation und Produktentwicklung bis hin zu Human Capital und Retail.

„Am Ende landet alles irgendwann auf meinem Tisch“, sagt sie und meint es nicht als Belastung, sondern als Antrieb.

160 Jahre Geschichte und eine Kollektion, die alles neu denkt

Um zu verstehen, wie Isabelle führt, muss man die DNA von Neuhaus kennen: ein Apotheker, der Medizin in Schokolade tauchte, ein Enkel, der die erste gefüllte belgische Praline entwickelte, und eine Frau, die die ikonische Pralinenschachtel erfand. Innovation war bei Neuhaus nie eine Abweichung vom Erbe, sondern der Kern des Erbes selbst.

Diese Haltung zeigt sich aktuell in einer Kollektion, die Isabelle besonders hervorhebt: der veganen Neuhaus-Linie, die in dreijähriger Entwicklungsarbeit entstand. Neue Zutaten, und neue Prozesse – und trotzdem der klassische Luxusanspruch, für den Neuhaus steht. Die Kollektion wurde gemeinsam mit Maîtres Chocolatiers und einem multidisziplinären Team entwickelt.„Unsere Prozesse sind Teamarbeit: Chocolatiers, Marketing, Einkauf und Vertrieb bringen ihre Expertise ein, bis ein Produkt entsteht, das in sich vollständig ist.“ Und weil rund 70 % der Neuhaus-Pralinen verschenkt werden, spielt Packaging eine ebenso große Rolle wie Geschmack.

Neuhaus Pralinen stehen für belgische Chocolatierskunst und einen ganzheitlichen Luxusanspruch.

Female Leadership: gelebte Realität statt Buzzword

Neuhaus war schon früh ein Ort weiblicher Innovation – und ist es bis heute. Die aktuelle CEO ist eine Frau, ebenso wichtige Rollen in der Eigentümerfamilie und im Management. Auch Isabelle selbst führt ihr Team modern und klar. „Frauen mussten sich bei Neuhaus nie vorkämpfen. Es war immer eine offene Tür da“, sagt sie. Sie beschreibt ihren Führungsstil als Brücke zwischen gelebtem Alltag und High-End-Anspruch: „Viele von uns sind berufstätige Mütter. Wir wissen, was Menschen bewegt – und was Konsument:innen von morgen brauchen.“

Denken in Unendlichkeiten statt Fünfjahresplänen

Ein Moment hat Isabelle nachhaltig geprägt: Als sie neu im Unternehmen war, wollte sie eine klassische Jahresplanung abgeben. Doch die Frage, die sie bekam, lautete:

„Wo willst du Neuhaus in der Unendlichkeit sehen?“

Seitdem ist ihr Denken ein anderes. Sie plant nicht für Quartale oder Trends sondern für Generationen. Krisen gehören dazu, sagt sie: steigende Kakaopreise, veränderte Märkte und natürlich globale Herausforderungen. „Wichtig ist nur, dass jeder Schritt in die richtige Richtung führt.“

Die Neuhaus Boutique in Hamburg: Ein Ort, an dem über 160 Jahre Pralinentradition auf Wandel trifft

Eine Marke zwischen Tradition und Wandel

Manche Pralinen, die einmal aus dem Sortiment fielen, kamen zurück – weil Kund:innen sie so sehr vermissten. Kundenzufriedenheit ist hier kein Marketing-Versprechen, sondern gelebte Praxis. Vielleicht ist es genau das, was Neuhaus auch nach 160 Jahren relevant macht: eine Frau, die weiß, dass Tradition nichts Starres ist und dass Zukunft entsteht, wenn man beides zusammenführt.